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That's all folks! Herzlichen Dank und Tschau Zürich
Liebes Publikum
Als wir uns das letzte Mal an Sie gewandt haben, konnten wir das: «Bald wird es vorbei sein» und damit das Abschlussfestival noch ankündigen. Jetzt ist das Festival vorüber und die letzten Tage brechen an: 5 Tage noch, und die 5 Jahre unserer Intendanz mit Ihnen am Schauspielhaus Zürich sind vorbei.
«The show is over» ist denn auch passenderweise der Titel der wunderschönen und auch räumlich beeindruckenden Videoinstallation von Wu Tsang, Tosh Basco & Moved by the Motion (inspiriert von dem Gedicht come on, get it von Fred Moten und dem Report from Occupied Territory von James Baldwin), die in diesen Tagen nochmals im Pfauen installiert und zu sehen sein wird - die Show ist vorbei.
«Das ist unsere Bühne!» reklamieren zugleich die jungen Akteur*innen beim grössten Theaterjugendclub-Treffen der Schweiz, das nach vielen Jahren vom 26. bis 29. Juni 2024 wieder einmal in Zürich stattfindet.
Uns war das wichtig: das allerletzte Wort sollte der Zukunft gehören. Zum Abschluss von «Spiilplätz» und am letzten Tag der letzten Spielzeit, am Samstag, den 30. Juni 2024, wummern denn auch die Bässe. Und zwar dort, wo sich die jüngere Generation in den letzten Jahren entschieden Gehör verschafft hat: auf der Bühne des Pfauens!
Alle, die glauben: damit wird es dann unwiderruflich vorbei gewesen sein, können beruhigt aufatmen. Die Türen und Bühnen lassen sich nicht mehr verschliessen, die Zukunft ist längst da. Und sie wird bleiben. Auch wenn es wieder Schauspielhaus Zürich heissen und der Schriftzug am Pfauen bald demontiert werden wird - es gibt kein Zurück mehr. Das Schauspielhaus Zürich wird immer auch das Zchauspielhaus Sürich bleiben. Und damit ein Ort, der sich für Menschen öffnet, die starre Grenzziehungen, dogmatische Zuschreibungen, Experimentierverbote, und auch die Verweigerung nicht hinnehmen, für ein anderes Miteinander und ein anderes Stadttheater einzustehen. Menschen, die genau wissen: ein S kann auch ein Z, ein Z auch ein S sein (und noch soviel mehr). Und die das auch längst in aller Selbstverständlichkeit leben.
Was bleibt also? So viel! In der Institution selbst, die sich in den vergangenen Jahren gewandelt hat und in Bewegung hat versetzen lassen (heute gibt es u.a. einen Kompass, eine verpflichtenden Nachhaltigkeitsbericht im Geschäftsbericht, Reglemente zum Schutz der Integrität, eine externe Ombudsstelle uvm.). Dann die Erfahrung eines weiten, offenen Theaterverständnisses, in dem ein breites Spektrum an Ästhetiken und Repräsentationen auf und auch hinter der Bühne Platz hatte. Ein ganze Reihe bemerkenswerter Aufführungen hat diese künstlerische Freiheit hervorgebracht, die in der Stadt, national und auch international stark wahrgenommen wurden und breite Anerkennung gefunden haben. Einige von ihnen werden auch über unsere Zeit hinaus weiter zu sehen sein - in Zürich etwa (Nicolas Stemanns «Biedermann und Brandstifter», «Tambourines» von Trajal Harrell/Schauspielhaus Zürich Dance Ensemble und Leonie Böhms «Blutstück»), aber auch in Berlin (Christopher Rüpings «Einfach das Ende der Welt» und «Gier») und weltweit auf Tour(z. B. «The Köln Concert» und «The Romeo» von Trajal Harrell/Schauspielhaus Zürich Dance Ensemble oder «Moby Dick» und «Carmen» von Wu Tsang/moved by the motion).
Schliesslich die Erfahrung, dass ein Stadttheater immer noch Stadtgespräch sein kann und dabei leidenschaftliche Debatten zu entfachen vermag (die mancher Entscheidungsträgerin vielleicht auch über den Kopf wuchs).
Und natürlich bleiben Ihre und unsere Erinnerungen. Die Abschlusspublikation «Theater is Dead - Long live Theater. Zchauspielhaus Sürich 2019-24», die wir kürzlich veröffentlicht haben und die jetzt online erhältlich ist, könnte hier zur weiteren Anregung sicher Freude machen.
Wir sind froh, dass wir uns von vielen von Ihnen in den letzten Wochen verabschieden konnten und Sie darüber auch den Künstler*innen nochmals begegnet sind, die die letzten 5 Jahre wesentlich geprägt haben. Ihr Applaus nach den Vorstellungen während des Abschlussfestivals war umwerfend. Das werden wir so schnell nicht vergessen. Auch auf diesem Weg wollen wir Ihnen nochmals Danke dafür und für vieles mehr sagen. Und natürlich: Tschau!
Alles Gute Ihnen!
Ihre Benjamin von Blomberg und Nicolas Stemann
Co-Intendanten Schaupielhaus Zürich
2019-2024