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Reigen-Premiere an den Salzburger Festspielen
Yana Ross, seit 2019 Hausregisseurin am Schauspielhaus Zürich, feiert nächstes Jahr mit ihrer Inszenierung Reigen nach Arthur Schnitzler an den Salzburger Festspielen Premiere. Die Koproduktion mit dem Schauspielhaus Zürich wird am 28. Juli 2022 in Salzburg uraufgeführt. In Zürich wird die Inszenierung in der Spielzeit 2022/23 zu sehen sein. Zehn Autor*innen wurden eingeladen, die Neufassung der zehn Dialoge zu schreiben. Es sind dies Lydia Haider, Sofi Oksanen, Leïla Slimani, Sharon Dodua Otoo, Leif Randt, Mikhail Durnenkov, Hengameh Yaghoobifarah, Kata Wéber, Jonas Hassen Khemiri und Lukas Bärfuss. Aus dem Schauspielhaus Ensemble spielen Tabita Johannes, Michael Neuenschwander, Matthias Neukirch und Lena Schwarz.
«Mit seinem Bühnenstück Reigen wollte Arthur Schnitzler über Intimität und Begehren sprechen, über Gejagte und Jäger*innen; den flüchtigen Raum zwischen zwei Menschen erlebbar machen, wenn die Chemie im Fluss ist. Schnitzler spricht über Sex – und jede*r tut es in seinem Stück mindestens ein- oder zweimal. Jedes Paar erklimmt dabei die soziale Leiter oder fällt diese hinunter. Ein Karussell der Libido und ein Jahrmarkt des Machthungers; ein Prater der Gefühle und Emotionen kurz vor der Katastrophe, denn der Erste Weltkrieg steht vor der Tür; Wien tanzt und flirtet am Rande des Abgrunds.
Immer haftet dem Sex auch ein Geheimnis an. Diesem Unausgesprochenen, aber intensiv Gelebten war Arthur Schnitzler auf der Spur, als er in Reigen zehn prototypische Figuren der Wiener Gesellschaft aufeinandertreffen liess und damit ein Kaleidoskop der Liebesweisen schuf, das quer durch Klassen, Alter und Geschlechter diejenigen im Geheimen verband, die in der öffentlich legitimierten Ordnung einer Gesellschaft nicht zusammenfinden konnten.
Wir schreiben das Jahr 2022 und der Fokus liegt auf dem Jetzt. Wie steht es um das Bedürfnis der Frauen nach Emanzipation, Autonomie und Gleichberechtigung? Dürfen Fragilität und Zerbrechlichkeit Bestandteile von Männlichkeit sein? Feiern wir das Fluide zwischen den Geschlechtern oder widersetzen wir uns der Revolution der Pronomen? Wer sind wir heute im privaten und öffentlichen Raum und wer im Bett?
Zehn international bekannte Autor*innen wurden dazu eingeladen, Schnitzlers Regeln zu befolgen und zu brechen und je eine Szene des Originals zu überschreiben. Herausgekommen ist das Gegenteil eines Libido-Fiebers: Es gibt kaum Sex, aber es wird viel darüber diskutiert, worum es in einer Beziehung geht, was Partner*innen heute voneinander erwarten und wie man das eigene Knäuel aus Projektionen, Ängsten und Unsicherheiten entwirrt. Die Texte sind komisch, berührend und explosiv und stammen von brillanten Stimmen: Lydia Haider, Sofi Oksanen, Leïla Slimani, Sharon Dodua Otoo, Leif Randt, Mikhail Durnenkov, Hengameh Yaghoobifarah, Kata Wéber, Jonas Hassen Khemiri und Lukas Bärfuss.
Der Reigen knüpft an Themen der Gender- und Sexualitäts(er)forschung an, blickt auf Tabus und betrachtet Pornografie als popkulturelles Phänomen und gesellschaftsanalytisches Instrument. Schnitzlers Originalstück löste bei der Premiere 1920, 23 Jahre nach seiner Fertigstellung, eine Welle der Empörung aus und wurde im Anschluss vom Autor selbst für viele Jahre mit einem Aufführungsverbot belegt. Die Neuinszenierung von Yana Ross untersucht die Beziehung zum Original und wie die heutigen brisanten und gesellschaftsrelevanten Fragen um das Begehren nachhallen.» Laura Paetau
Reigen
Nach Arthur Schnitzler
Inszenierung: Yana Ross
Autor*innen: Lydia Haider, Sofi Oksanen, Leïla Slimani, Sharon Dodua Otoo, Leif Randt, Mikhail Durnenkov, Hengameh Yaghoobifarah, Kata Wéber, Jonas Hassen Khemiri und Lukas Bärfuss
Mit Sibylle Canonica, Urs Peter Halter, Tabita Johannes, Michael Neuenschwander, Matthias Neukirch, Lena Schwarz, Yodit Tarikwa und anderen
Bühne: Márton Ágh
Kostümbild: Marysol del Castillo
Musik: Knut Jensen
Video: Algirdas Gradauskas
Licht: Tamás Bányai
Dramaturgie: Laura Paetau