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Israel/Palästina: Programmankündigung und Erklärung der Intendanz
Wir sind verzweifelt und traurig über die Ereignisse der letzten Wochen in Israel und Gaza, die so vielen Menschen dermassen viel Leid bringen. Den brutalen und durch nichts zu relativierenden Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober halten wir für zutiefst menschenfeindlich. Ebenso erschüttert uns die Gewalteskalation, das entsetzliche Leid der Zivilbevölkerung und die humanitäre Katastrophe in Gaza. Unser Mitgefühl und unsere Gedanken gelten allen Opfern und ihren Familien, sowie allen Menschen in der Region und anderswo, die sich für friedliche, humanitäre, solidarische Lösungen einsetzen.
Dass die momentane Situation zu antisemitischen Angriffen und Bedrohungen auch hier in der Schweiz führt, ist für uns nicht hinnehmbar. Ebenso verurteilen wir, dass der Konflikt missbraucht wird, um anti-muslimische und rassistische Narrative zu verbreiten.
Als Theatermacher*innen sind wir verbunden mit Geschichte und mit dem Vergehen der Zeit, wir sehen die Dinge in Bewegung und versuchen, einfache Antworten zu vermeiden. Im Theater geht es darum, den Blick zu schärfen für die Position des anderen, Schattierungen zuzulassen, Widersprüche auszuhalten, Diskursräume zu öffnen. Das Schauspielhaus Zürich möchte ein Ort des Dialogs und des Diskurses bleiben – auch und gerade in Bezug auf die jüngsten Ereignisse. Dies ist anspruchsvoll und nicht immer leicht. Für ein menschliches und solidarisches Zusammenleben indes ist es unabdingbar. In der klassischen Tragödie wie im gesellschaftlichen Miteinander finden sich die Wahrheiten im Dialog.
Wir möchten im Dialog bleiben, Dialog ermöglichen, Dialog aushalten. In Zusammenarbeit mit dem NCBI (National Coalition Building Institute) planen wir Workshops unter dem Titel «Respect-Trialog: Gemeinsam Juden- und Muslimfeindlichkeit überwinden». Am 15. Dezember organisieren wir in Zusammenarbeit mit dem Magazin Republik ein Podium. Mit dem «Institut Praktiken und Theorien der Künste» der Hochschule der Künste Bern sind wir in Austausch und Planung zu einer Veranstaltung über «Theater und Krieg» für Februar.
Bereits seit Anfang 2022 arbeiten wir mit der NGO Artists at Risk (AR) zusammen, die sich für Künstler*innen in Kriegs- und Krisengebieten einsetzt. Zusammen mit ihnen haben wir zuletzt die Gesprächsreihe «Conversations with Artists at Risk (AR)» initiiert. Auch die Inszenierung Antigone in Butscha, inszeniert vom ukrainischen Regisseur Stas Zhyrkov, stellt die Frage nach der Rolle der Kunst in einer gewaltvollen Zeit und knüpft an die Geschichte des Pfauens als Exil-Theater an. Zum Thema Exil-Theater werden ab Januar im Pfauen Spezialführungen mit anschliessendem Austausch angeboten. Dieser Aspekt der Geschichte des Schauspielhauses in den 1930er und 40er Jahren ist für uns eine weitere Verpflichtung, uns entschieden gegen Antisemitismus, Rassismus, Muslimfeindlichkeit und generell gegen jede Form von Diskriminierung zu stellen.
Wir sind uns bewusst, dass all dies nur kleine Beiträge sein können angesichts einer hochkomplexen Situation und unermesslichem menschlichen Leid. Woran wir im Moment arbeiten können, ist, uns nicht auseinanderdividieren zu lassen - und uns um Empathie zu bemühen. Trotz unterschiedlicher Standpunkte möchten wir im Gespräch und im Kontakt bleiben – trotz und gerade angesichts der schier unerträglichen Situation in Israel und Gaza.
Co-Intendanten Benjamin von Blomberg & Nicolas Stemann