Das familiäre Erbe
Im Hinblick auf die Premiere von Blutstück, publizieren wir vier Beiträge mit Perspektiven von Schüler*innen des Liceo Artistico auf das Blutbuch von Kim de L`Horizon. Der letzte Beitrag der Reihe stammt von Marvin Simmen, 17 Jahre alt, der das Rezept seines Zaubertranks preisgibt.
erschienen am 06. März 2024
Kim benutzt als Instrumente: Ein Messer, einen Föhn und einen Schwingbesen.
Das Messer, um einen Schnitt bei vielen Aspekten des familiären Erbes machen. Kim beendet die raue Männlichkeit, die Kim vom Vater geerbt hat und tötet das Monster in Grossmeer und Meer, das die beiden an einer Veränderung hindert. Grossmeer ist und bleibt eine traditionelle Grossmutter, weil sie und auch die Mutter in der Zeit des Patriarchats gefangen sind. Dafür braucht Kim ein Messer, um dem Zeitalter ein Ende zu setzen. Den Föhn, um das Eis in der Mutter zu schmelzen, dass sie von einer Veränderung hindert, die sie machen würde, ohne das Eis in ihr. Kim erwähnt mehrmals im Buch diese Eiskönigin, die Meer unter Kontrolle hat und will in der Fantasie das Eis in ihr schmelzen mit seinem Feuer und es zu Wasser umwandeln, dass fliesst und sich bewegt und daher verändert. Den Schwingbesen zum Schluss, für den Zaubertrank des familiären Erbes, den Kim für sich zubereitet. Kim nimmt viele neue Aspekte mit rein, aber behält auch einige Erben. Kims Zutatenliste für den Trank würde also wie folgt aussehen: Eine Prise Männlichkeit; 99g Weiblicher Körper; 200ml neue Sprache; 100ml veränderbares Wasser; ein Esslöffel Grosspeer und Peer; Asche von drei leeren Trucklis von Grossmeer; eine grosse Wurzel von der Blutbuche.
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Meine Instrumente wären: ein Presslufthammer, ein Bohrer und am Ende auch einen Schwingbesen.
Mein Vater ist wie ein Ei, er hat eine harte Schale und einen weichen Kern. Mithilfe des Presslufthammers würde ich diese dicke Rüstung, die mein Vater trägt, zerstören und seinen weichen Kern austreten lassen. Auch er ist in einem alten Zeitalter hängen geblieben und hat sich damit eine Rüstung gebaut, die ihn gegen aussen stärkt. Seine patriarchale Männlichkeit überstimmt also seine Gefühle und sein Verhalten, von denen ich gerne ein paar Sachen in meinem Zaubertrank hätte. Als nächstes müsste ich dann ein Paar Löcher mit dem Bohrer in meine Mutter und meinen Vater machen, weil ich ein paar unnötige Dinge ausfliessen lassen möchte, die ich nicht erben will. Und dann auch bei mir den Schwingbesen zum Schluss für den Zaubertrank des familiären Erbes, mit folgenden Zutaten: 100g Grosszügigkeit meines Vaters; ein grosses Stück körperliche Genetik meines Vaters; 50g Fleiss und Fokus von meinem Vater; Einen Esslöffel Organisatorische Fähigkeiten meiner Mutter; eine Hand voll Liebe zur Natur meiner Grossmutter; Eine Prise Neugierigkeit für aktuelles von meinem Grossvater; 75ml Kochkünste meiner Mutter und meines Vaters
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Jeder einzelne Mensch macht sich diesen Zaubertrank insgeheim in seinem Körper. Ein gutes Beispiel, dafür sind meine Brüder, weil sie das gleiche familiäre Erbe haben wie ich. Mein jüngerer Bruder ist gerade in der Pubertät, was heisst, dass sein Zaubertrank auf Hochtouren läuft. Ich sehe jeden Tag eine Veränderung in ihm und es ist schwer zu sagen, wie er morgen sein wird. Mein mittlerer Bruder hat sich dazu entschieden, bei meinem Vater arbeiten zu wollen und hat sich dadurch einen grossen Teil Abhängigkeit in seinen Zaubertrank gemischt. Diese Zutat hat dann einen Einfluss auf den ganzen Trank und er ist nur schon durch diesen winzigen Aspekt anders als ich.
In Kims Buch stehen am Anfang des Kapitels immer einige Motti und eines davon ist:“Wir sind alle bloss Mutationen, und ich denke, dass jede einzelne Mutation gefeiert gehört.“