published on 04. April 2023
Frances Chiaverini: Tanz ist das Individuelle und das Materielle, das uns als Kollektiv verbindet. Tanz ist Lubrikation. Es ist ein Mittel, um unser emotionales Befinden zu verändern und uns unsere Reflektionen gegenseitig aufzuerlegen. Tanz kommuniziert wie Pilze. Tanz macht Spass.
Vânia Doutel Vaz: Tanz ist für Menschen lebensnotwendig. Unsere Fähigkeit zu kreieren und zu komponieren hat es uns ermöglicht, durch Tanz Geschichten zu erzählen, die Zeit zu vertreiben, Energiehochs zu spüren, Euphorie oder das Nirvana zu erreichen, gesellschaftliche Normen und Kolonialismus zu kritisieren, und Geschichte, Erleichterung, Identität und einen Gemeinschaftssinn zu zeichnen. Tanz bestimmt den Rhythmus für das Machen der Musik, wir können dadurch besser kommunizieren. Tanz steckt im frisch gewaschenen, sauberen T-Shirt, das im Wind flattert. Tanz ist überall, und auf irgendeine Weise tanzen wir alle.
Maria Ferreira Silva: Ich tanze auf der Arbeit. Ich tanze mit anderen und manchmal auch allein. Ich tanze durch meine Vorfahr*innen, mit der Geschichte und für die Zukunft. Mit all meinen Zellen, Körperflüssigkeiten, Knochen, Gedanken und meiner Vorstellungskraft. Ich liebe es, andere tanzen zu sehen. Die Bäume. Und die Tiere. Ich tanze zu guter Musik im Supermarkt und auch in meinem Wohnzimmer, hinter zugezogenen Vorhängen, sodass mich die Nachbar*innen nicht sehen.
Rob Fordeyn: Wir versuchen oftmals, den Tanz zu besitzen und ihn zu verstehen. Aber ehrlich gesagt ist es der Tanz, der dich besitzt. Tanzen übersteigt Worte. Als Kind war ich nicht gerade sportlich, bis ich mit Ballett in Kontakt gekommen bin. Jetzt stehe ich hier, so viele Jahre später. Tanzen ist, wie ein unendlich grosses Haus zu bauen, man durchschreitet, in das man Leute einlädt, in dem man lebt und das man schlussendlich verlässt. Wieder und immer wieder.
Challenge Gumbodete: Ich tanze, weil es mich befreit. Tanzen verbindet uns mit unseren tiefsten Emotionen und Wünschen. Es ist die Stimme, die sich in meinem Körper verbirgt.
New Kyd: Ich liebe es zu tanzen. Es macht das Profane, einen Körper zu besitzen, wieder spannend. Ich liebe es auch, andere Leute tanzen zu sehen. Es hat etwas Unverfälschtes, wenn man Menschen dabei beobachtet, wie sie sich durch ihren Körper ausdrücken. Egal, ob sie darüber Kontrolle haben oder nicht. Es hat auch etwas Heilendes, einander zuzusehen. Für mich bedeutet Tanz einen kollaborativen Prozess mit Zeit, Raum und anderen Leuten. Es ist ein Werkzeug, das mich erfüllt und erdet.
Thibault Lac: Wieso tanzen? Wahrscheinlich genau deswegen, weil es immer einen anderen Grund dafür gibt. Zusammen mit jemandem tanzen, auf der Bühne oder im Club, oder auch allein in deinem Schlafzimmer, oder am wichtigsten: Tanzen aus keinem ersichtlichen Grund. Vielleicht ist es aber auch das: Ich tanze, weil ich in den anderen Sportarten als Kind richtig, richtig schlecht war.
Christopher Matthews: Ich habe wegen Janet Jacksons Musikvideos angefangen zu tanzen. Seither bin ich nie mehr weggegangen. Ich tanze, weil ich es tun muss. Tanz ist eine Notwendigkeit, kein Begehren. Tanzen macht mich als Person aus. Es bedeutet zu lieben, weil es meine Liebe ist. Es ist, was ich liebe, und jedes Mal, wenn ich tanze oder Tanz sehe, etwas Neues beim Tanzen lerne, darüber rede oder es mit anderen teilen kann, verliebe ich mich neu.
Nasheeka Nedsreal: Tanz ist unwahrscheinlich komplex und gleichzeitig ganz simpel. Es ist ein Zugangspunkt, der Start einer Reise, ein Ort der Transformation und gleichzeitig das Ziel. Ich tanze, weil es mich erdet und mir trotzdem erlaubt, mich zu transportieren, zu teleportieren und zu fliegen. Wenn ich tanze, bin ich einerseits anwesend und trotzdem ganz weit weg. Tanzen ist ein Raumschiff, ein Heilmittel, eine Zeitmaschine, ein Hypnotiseur, ein Psychoanalytiker und einfach ein grosses Geschenk, das man finden und teilen soll.
Perle Palombe: Ich liebe den Tanz. Ich finde Zugang zu meiner Stille, meiner Freude, meiner Lebensenergie, meiner Einsamkeit und meiner Schau. Aber am meisten liebe ich es, für Trajal zu tanzen, weil ich liebe, was er sieht. Ich liebe auch den Raum, den er jeder Person gibt, seine Musikauswahl, seine Kraft, seine Stärke und seine Verluste. Und ich liebe es, mit ihm zu tanzen, und liebe auch die Tänzer*innen, von denen viele meine Freund*innen geworden sind.
Stephen Thompson: Schon in jungem Alter habe ich einen natürlichen Instinkt für Bewegung und Ausdruck gehabt. Mittlerweile tanze ich, um das verkörpern zu können, was die Sprache nicht ausdrücken kann. Ich möchte das, was relevant ist, weiterentwickeln und das, was Pflege braucht, heilen. Ich möchte mich mit anderen und einem tiefgründigeren Selbst verbinden und Qualitäten und Themen politisieren, die in den Choreografien der heutigen Gesellschaft zu sehen sind.
Songhay Toldon: Ich tanze, um zu leben.
Ondrej Vidlar: Ich tanze, weil ich dadurch fühlen kann. Tanzen verbindet mich mit anderen Teilen meiner selbst. Ich tanze, weil es mich den Moment spüren lässt. Für mich ist es eine andere Art, zu kommunizieren und mich auszudrücken.
Und warum tanzen Sie?