Graveyard Shift:
ein Radioprogramm vom
Schauspielhaus Zürich
und Bad Bonn
von Mathis Neuhaus
erschienen am 21. Juni 2021
«Graveyard Shift» bezeichnet den Sendeplatz an den Rändern des Radioprogramms zwischen 1 Uhr nachts und den frühen Morgenstunden - während der Zeit also, in der sich eine eklektische Community aus Insomniker*innen, Nerds und solchen, deren Arbeitszeiten antizyklisch sind, vor den Radioapparaten versammelt und den DJs die Freiheit beschert, ohne Rücksicht auf den Massengeschmack eine Sendung zu gestalten. In dieser Tradition haben das Bad Bonn und das Schauspielhaus Zürich fünf Cartes Blanches an Musiker*innen, sowohl des Ensembles des Theaters als auch darüber hinaus, vergeben, eine Radioshow von einer Stunde zu produzieren - mit der einzigen Vorgabe, dass sie einen Bericht über die aktuelle Wetterlage enthalten muss. In fünf Sendungen versammelt Graveyard Shift also eine aktuelle Wetterkarte der Musiklandschaft, die nun auf dem Soundcloud-Account vom Schauspielhaus nachzuvollziehen ist, nachdem sie ihre Erstausstrahlung jeweils beim Zürcher Gemeinschaftsradio GDS.FM erfahren hat.
Graveyard Shift: Eartheater
Die Produzentin aus New York hat für die erste Ausgabe von Graveyard Shift einen Beitrag geliefert, der sich stark aus ihren eigenen Produktionen speist und mit einem fragmentiert-dystopischen Newsflash beginnt. Radiofrequenzen pulsieren im Hintergrund und die Stimmung oszilliert zwischen bedrohlich und beruhigend, mysteriös und zugänglich. Wie passend, dass die Nacht der Erstausstrahlung auf GDS.FM eine Vollmondnacht war.
Graveyard Shift: Asma Maroof
Asma Maroofs Graveyard Shift ist wie gemacht für den Sommer. Für Grillfeste am See und Fluss, Parties auf Dachterrassen und das Velofahren durch die Stadt. Hört man ihren Beitrag, regt sich der Wunsch, endlich wieder gemeinsam zu tanzen und die Tage und Nächte draussen zu verbringen. Asma Maroofs Wetterbericht ist das Beschwören der Hitze des Sommers.
Graveyard Shift: Bonaventure invites Bobby Kolade
Soraya Lutangu aka Bonaventure spannte mit Bobby Kolade zusammen, um einen Einblick nach Kampala zu geben. Die Stadt in Uganda folgt ihren eigenen Regeln und diese Graveard Shift ist ein subjektiver Blick auf das Klima und die Dynamiken der Metropole. Über einen Soundscape von Bonaventure, in dem sogar ein Edit von The Verve Platz findet, legt sich die Erzählerstimme von Bobby Kolade, der sagt: «I love the rain in Kampala. It feels like all the dust melts away in the rain. And all our sins are washed away, because we are a sinful city.»
Graveyard Shift: Laurel Halo
Die US-amerikanische Produzentin Laurel Halo, die mittlerweile in Paris lebt, hat für Graveyard Shift eine Stunde exklusives eigenes Material zusammengetragen. Ihre Stunde ist ein fragiles Konstrukt mäandernder Strukturen, angereichert mit Field Recordings aus Paris und von ihren Reisen um die Welt. Eine Stunde, in der man sich verlieren kann.
Graveyard Shift: Ludwig Abraham
Die letzte Graveyard Shift der Spielzeit 2020/2021 kommt vom Ensemblemitglied Ludwig Abraham, der in seinem Beitrag durch Musik- und Textpassagen navigiert und die Hörer*innen mit einem Klassiker der Musikgeschichte in die Nacht entlässt. Ludwig Abraham war in dieser Spielzeit auch für die Komposition der AFTERHOUR von Alexander Giesche verantwortlich, die im Juni noch einige Male im Schiffbau zu sehen ist.
Die fünf Sendungen bilden den Auftakt einer Kooperation zwischen dem Schauspielhaus Zürich und Bad Bonn, die am 25. und 26. Juni 2021 in Grünton - Musik und Sounds im Garten des Schiffbaus mündet. Am allerletzten Wochenende der Spielzeit wird der Garten des Schiffbaus zu einem Klangkörper. Zwischen Konzerten, Performances, Workshops, Readings und Listening Sessions ergibt sich eine klingende Landschaft in Resonanz mit den lebendigen, vibrierenden Prozessen des Gartens.
Das Programm von Grünton besteht aus:
Alice, Atlas des éphémères von Cyril Yeterian & Fhunyue Gao, Bonaventure, Carolina Mendonça & Catalina Insignares, damelove, Hans Unstern, Julian Sartorius, Magda Drozd, Nazanin Noori, Theater Hora, Tomoko Sauvage u.a.