Industry and Idleness
Schiffbau/Halle Premiere am 10. Mai 2010
Eine Kooperation von Collegium Novum Zürich und Schauspielhaus Zürich
„Unter dem Titel „Industry and Idleness“ wurden für dieses szenische Konzert fünf Ensemblekompositionen zusammengestellt, die zwischen 1991 und 2002 unabhängig voneinander entstanden sind. Ihre Entstehung verdankt sich sehr unterschiedlichen (meist literarischen) Inspirationen: Texten von T.S. Eliot, Georg Christoph Lichtenberg, Heiner Müller und Alain Robbe-Grillet. Dennoch offenbart sich in der plötzlichen Nähe, in der die Stücke und die Texte musikalisch wie szenisch nun hier zusammentreffen eine gemeinsame Spannung zwischen diesen beiden Polen „Industry and Idleness“. Ob man das mit „Fleiss und Faulheit“ oder „Emsigkeit und Müssiggang“ übersetzt oder ob man sich mit der Ausstrahlung des Begriffes „Industrie“ und einem wie auch immer imaginierten Gegenstück zufrieden gibt – man wird vermutlich in jeder dieser fünf Arbeiten eine ständige Konfrontation spüren, die damit angespielt ist: zwischen Striktheit im Tempo und individueller Abweichung, zwischen Mechanik und solistischem Ausdruck, man könnte auch sagen zwischen „Öffentlichkeit“ und privater Erfahrung.
In nahezu allen meinen Arbeiten, musikalisch wie szenisch, suche ich nach dieser Polarität, nach Rahmungen, Reibungen und festen Instanzen, nach Alternativen zu künstlerischen Arrangements, die „alle Beziehungen zwischen den Menschen als spontan, improvisatorisch, unmittelbar menschlich erscheinen lassen“ (Adorno/Eisler). Denn dem ist nicht so. Dafür steht in meinen Kompositionen oft der Sampler als digitales Speicherinstrument, mit dem sich Klänge und Maschinen in den Konzertraum holen lassen, die ausserhalb des Spielraums der Musiker bzw. des Dirigenten liegen. Und dafür stehen in den szenischen Arbeiten die Elemente Bühne, Licht und Raum, die so oft illustratives Dekor bleiben und denen zu selten die Kraft zugestanden wird, das Bühnengeschehen tatsächlich zu strukturieren.
Auch die Texte des Programms bewegen sich in diesem Spannungsfeld: die Aufzählung der Waffengattungen in Eliots Triumphmarsch der Rüstungsindustrie vor den würstchenessenden Schaulustigen. Die Aufzählung der Bananenreihen im Roman Robbe-Grillets, um den obsessiven Gefühlen des eifersüchtigen Erzählers keinen freien Lauf zu lassen. Und der sich nach einem poetischen Anfang selbst in die tödliche Mechanik einer Schlacht verwandelnde Text Heiner Müllers.“
Heiner Goebbels
„Wie an einer Werkbank stehen die Musikerinnen und Musiker des Collegium Novum Zürich hinter Paletten, und wie eine Wand stellt sich der Rhythmus ihrer Schlagstöcke in den Raum. Im Befehlston bellen sie dazu Worte von T.S. Eliot, und Vorarbeiter Peter Schweiger listet Waffengattungen auf: Heiner Goebbels’ „Triumphmarsch“ ist brutal, böse, entlarvend – ein starkes Stück.“ Tages-Anzeiger
„Es ist ein musikalisch-szenisches Arrangement, das mehrerlei Zugänge zu den einzelnen Stücken eröffnet: Man kann den Texten und ihren inhaltlichen Bezügen nachhorchen; man kann sich rein musikalisch vergnügen an der raffinierten Faktur; man kann sich schlicht betören lassen vom Erfindungsreichtum der Klangphantasie.“ Nachtkritik.de
„Bei der Inszenierung von Goebbels bilden die Musik und das Bühnenbild eine Komposition von grösster Eindringlichkeit. Ein wunderbares Erlebnis!“ art-tv.ch
- Musik/Regie
- Heiner Goebbels
- Musikalische Leitung
- Andrea Molino
- Licht/Raum
- Matthias Mohr
- Klangregie
- Holger Stenschke
- Regieassistenz
- Luise Voigt