Warum läuft Herr R. Amok?
Pfauen
Premiere am 25. September 2009
„Warum läuft Herr R. Amok?“ ist ein Film von Rainer Werner Fassbinder und Michael Fengler, gedreht im Dezember 1969. Die Dialoge aus dem Film, die zum Grossteil erst beim Drehen entstanden sind, bilden wiederum die Textgrundlage für den heutigen Theaterabend. Zu sehen ist der wohlständische Münchner Alltag von Herrn Raab (alle Figuren tragen die privaten Namen ihrer jeweiligen Darsteller im Film), abwechselnd in seinem privaten und in seinem beruflichen Umfeld. Das Private besteht erst einmal aus der Familie, die Herr R. mit seiner nicht berufstätigen Frau und seinem schulpflichtigen Sohn Amadeus bildet, aus den Eltern, die ihn sonntags besuchen, aus den Nachbarn und aus dem alten Schulfreund, der sich mal wieder in die Stadt verirrt. Die Arbeit, die den grössten Teil von Herrn R.s Tagesablauf bestimmt, spielt sich in der Filiale eines Architekturbüros ab, mit einem strengen, aber verständnisvollen Chef und mit Kollegen, die gerne mal einen Witz machen.
Herrn Raabs Leben wirkt geordnet: Seine Frau bringt ihn, da er keinen Führerschein besitzt, zu festen Zeiten zum Arbeitsplatz und holt ihn von dort wieder ab, die sozialen Kontakte sind ritualisiert, das Konsumverhalten liegt in der Norm und es scheint der nächste Karriereschritt bevorzustehen – durch eine Beförderung nach Plan. Wie sich hinter dieser Fassade eine Gewalttat mit vier Todesopfern ankündigt, davon handelt diese Vorlage. Typische Merkmale von „Familientragödien“ und „Amokläufen“, wie sie alle paar Wochen ein Einzeltäter aus unserer gesellschaftlichen Mitte begeht, spielen dabei eine Rolle: Empfindlichkeit, Erwartungsdruck, Kränkungen und nicht zu vergessen: der Zufall. Die Frage nach dem „Warum?“ und nach dem Anteil der Umwelt mag dabei jeder für sich beantworten.
„Das Beste an Barbara Freys Saisoneröffnung ist, dass auch auf der ehrwürdigen Stammbühne Pfauen wieder beherzte Inszenierungen möglich sind. Nach Bachmanns „Salander“ fragt die junge Regisseurin Heike M. Goetze „Warum läuft Herr R. Amok?“, frei nach einem frühen Fassbinder-Film. Ihre Antwort ist sehr sehenswert.“ Theater heute
Heike M. Goetze unterstreicht mit ihrem beherzten Debüt im Pfauen, warum sie als Talent hoch gehandelt wird.“ Basler Zeitung
„In teilweise geweisselten Rohbaustellenwänden muss Herr R. immer weiter gehen. Ein Rollband zwingt ihn dazu und wenn er stehen bleibt, drückt es ihn an die Wand. Einfacher und sinnbildlicher ginge die Darstellung dieser offensichtlichen Zwickmühlensituation nicht und Heike M. Goetze hat ebenso offensichtlich ein begnadetes Händchen für die SchauspielerInnenführung.“ P.S.
„Das vorwiegend jugendliche Premierenpublikum bedankte sich mit starkem Applaus.“ Zürichsee-Zeitung
- Regie
- Heike M. Goetze
- Bühne
- Bettina Meyer
- Kostüme
- Inge Gill Klossner
- Lichtgestaltung
- Frank Bittermann
- Dramaturgie
- Roland Koberg
- Regieassistenz
- Julia Burger
- Bühnenbildassistenz
- Nadia Schrader
- Kostümassistenz
- Nina Sophie Wechsler
- Regiehospitanz
- Kristina Buddrus
- Soufflage
- János Stefan Buchwardt
- Inspizienz
- Irene Herbst