Volpone
Pfauen
Premiere am 31. März 2010
Unterstützt von der Hans Imholz-Stiftung
„Volpone oder Der Fuchs“ („Volpone, or The Fox“) heisst das Stück im Original. Aber nicht nur der Titelfigur lässt sich ein Tier zuordnen. Voltore, der Name des Advokaten, ist vom lateinischen Wort für Geier abgeleitet; Corbaccio von Rabe; Corvino von Krähe. In der alten Fabel, auf die Ben Jonson sich bezieht, legt sich der Fuchs ins Feld zwischen die Spreu, verdreht die Augen und stellt sich tot, um aasfressendes Federvieh anzulocken. Doch alle, die angeflogen kommen, um sich über den Fuchs herzumachen, werden dessen flinke Beute – wie Geier, Rabe und Krähe in Ben Jonsons Stück von 1607. Neu gegenüber der Fabel ist jenes Tier, das der so genannte „Parasit“ Volpones im Namen trägt: Mosca bedeutet Schmeissfliege…
Schauplatz des Stücks ist Venedig: Hier lebt Volpone, genannt Magnifico („Prächtiger“). Er hortet einen beträchtlichen Goldschatz, den er mit niemandem teilen muss: Er hat weder Frau noch Eltern, weder Kinder noch Freunde. Angelockt von der durch Mosca verbreiteten und durch Volpone kongenial verkörperten Nachricht, jener liege im Sterben, bringen die Erbschleicher Geschenke, um in Volpones Testament an erster bzw. alleiniger Stelle bedacht zu werden. Als eingespieltes Team verstehen es Volpone und Mosca dabei, die Anwärter gegen ihre innersten Gefühle und obersten Prinzipien handeln zu lassen: Corbaccio enterbt seinen Sohn Bonario, Voltore brilliert vor Gericht mit erkauften Lügen und Corvino geht sogar so weit, seine tugendhafte Frau, die er eben noch wegen eines angeblichen Flirts übel bedroht hat, Volpone anzudienen. Seine Erfolge lassen Volpones Ambitionen wachsen. Er führt die Besucher durch gespielte Qualen an der Nase herum, verkleidet sich mit Gewinn als Wunderdoktor, zieht auch aus seinem Scheitern als Liebhaber neue Motivation, um schliesslich den ultimativen Spass zu riskieren: Man solle glauben, er sei nun endgültig tot. Ein Spiel zu viel?
„Ein Geniestreich: Werner Düggelins Aufführung von „Volpone“ bescherte einen atemberaubenden Theaterabend in Zürich. Ein antikapitalistisches Husarenstück.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Vor 400 Jahren uraufgeführt, passt die Komödie nicht einfach zur Finanzkrise von heute. Vielmehr hat sie Dauerkonjunktur; wobei ihre Überlänge regelmässig zur Bearbeitung zwingt. Düggelin geht so radikal wie rasant vor: Er streicht Jonsons skurrile Nebenhandlung, um sich hingebungsvoll jenem geniesserischen Risiko-Spiel zu widmen, mit dem der Superreiche die geldgierige Welt an der Nase herumführt. Düggelins Volpone-Figur ist ein Gambler erster Güte. Wie jeder echte Spieler erhöht er laufend den Einsatz. André Jung lässt ihn als hintersinnig lächelnden Profi durch die Gewinnphase schweben. Doch sein Fuchs gibt sich eine Blösse, die den phantastischen Schauspieler von der Höhe sinnlich-intellektuellen Genusses in den Zusammenbruch treibt. Er kämpft zwar – aber verliert.“ NZZ
„Der Altmeister der theatralen Achtsamkeit hat den Rahmen seines „Volpone“ exakt vermessen – und ihn nicht ein einziges Mal gesprengt. Seine wunderbar schlichte und teilweise poetische Übersetzung des Textes, seine unzimperlichen Streichungen und seine musikalischen Zusätze: Alles passt. Es muss so sein, dass der „Fuchs“ sehr viel Raum bekommt, der am Schluss, in Düggelins Version, von seiner „Schmeissfliege“ gelackmeiert wird und in den geleerten Tresor hineinlacht, hineinweint: „Gold, Gold, Gold.“ Der Kreis wurde korrekt geschlossen. Davor gibt André Jung mal den erotischen Rollenspieler, der Leonard Cohens „I'm Your Man“ röhrt, um Celia zu verführen („I'll wear a mask for you“); mal verkleidet er sich als Quacksalber, um seiner Angebeteten ein Lächeln zu stehlen: zwei Jung-Szenen zum Jubeln!“ Tages-Anzeiger
„Wer Gold und Geld und Gut anbetet, muss kein Gierhals, sondern kann ein grosser, poetischer Schwärmer sein: Als Tragödie eines Liebhabers deutet Werner Düggelin in Zürich Ben Jonsons lieblose Komödie „Volpone“ genial um.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Die Komödie „Volpone“ vom Shakespeare-Rivalen Ben Jonson ist ein funkelnd-boshafter Schwank über Geldgier und Heuchelei. Werner Düggelin macht aus dem Stück ein vergnügliches Kammerspiel.“ Zürcher Landzeitung
„Düggelin konzentriert sich in seiner musikalisch beschwingten Inszenierung auf die Protagonisten Volpone und Mosca, den Johannes Zirner gleichfalls als Sympathieträger verkörpert: Dem listenreichen Duo wünscht man das Beste. Die übrigen bleiben Scherenschnittfiguren der elisabethanischen Commedia dell' arte. Aber die zentralen Momente der Aufführung sind keineswegs jene, in denen Jung den Sterbenden mimt. Steht er Celia gegenüber, verwandelt er sich plötzlich in einen schwärmerischen Jüngling, in leibhaftige Sehnsucht, und singt ganz zart und traurig Leonard Cohens „I'am your man“. Wunderbar.“ Die Welt
„In der Mitte des Spiels, das einen Bogen vom Morgen in die Nacht schlägt, wirbt er als hässlicher alter Wunderdoktor mit Wort-Juwelen so betörend um die junge Celia (Carolin Schär), dass der Himmel sich rötet. Ja er gewinnt sie, die ihn verabscheuen müsste, mit dem Reichtum unsäglicher Theatermittel für einen intimen, kostbaren Tanz-Augenblick, dass einem vor Staunen ganz anders wird.“ St. Galler Tagblatt
„Werner Düggelins „Volpone“, den die Schauspieler zum präzisen Vergnügen machen, beweist, wie die Askese Sinn und Sinne befreit. Denn was hier aus äusserster Zurückhaltung und Konzentration ausgekostet wird, das hält als Genuss lange vor.“ Neue Luzerner Zeitung
„Und Volpone, der innerlich Tote, sitzt im leeren Tresor und lacht und weint um die Schönheit, den Glanz, den Schatz. Ein grosser Liebender. Ein grosser Trauernder. Eben ein Grosser. Und Werner Düggelin hat ihn dazu gemacht. Ein ganz Grosser.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung
- Regie
- Werner Düggelin
- Bühne
- Raimund Bauer
- Kostüme
- Francesca Merz
- Video
- Andi A. Müller
- Dramaturgie
- Roland Koberg
- Regieassistenz
- Mélanie Huber
- Bühnenbildassistenz
- Georg Keller
- Kostümassistenz
- Nina Sophie Wechsler
- Hospitanz
- Stefanie Fröhlich
- Soufflage
- Rita von Horváth
- Inspizienz
- Irene Herbst
- Licht
- Markus Keusch