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Mass für Mass

von William Shakespeare

In Wien sind die guten Sitten bedroht, Prostitution breitet sich aus: Unter der Regierung von Herzog Vincentio macht jeder, was er will. Um nicht selbst hart durchgreifen zu müssen und sich dadurch unbeliebt zu machen, setzt er Angelo als seinen Stellvertreter ein und gibt vor, die Stadt zu verlassen. Der Hardliner legt die Gesetze rigide aus und verurteilt Claudio dafür zum Tode, dass seine Verlobte ein uneheliches Kind von ihm erwartet. Als dessen strenggläubige Schwester Isabella für ihn um Gnade bei Angelo fleht, macht dieser ihr ein unmoralisches Angebot: eine Liebesnacht mit ihm für das Leben von Claudio. Was soll sie tun? Als Mönch getarnt greift der Herzog in den Konflikt ein.

Shakespeares Verwirrspiel um Recht, Gesetz, Willkür, Macht, Liebe und Sex kreist um die Frage: Was braucht ein Staat für das notwendige Mass gesellschaftlicher Ordnung gegenüber dem Recht auf freiheitliche Bestimmung über das eigene Leben für jeden – Frau und Mann?

„Nicht ein einziges Mal auf die Uhr geschaut, schon sind zwei pausenlose Theaterstunden um, und William Shakespeares „Mass für Mass“ famos erzählt.“ NZZ am Sonntag

„Der Regisseur Jan Bosse hat genau Mass genommen. Dem struppigen Stück von 1604 passt schliesslich keine Komödien-Inszenierungskonfektion ab der Stange: Seit über 100 Jahren verwalten die Shakespeare-Exegeten „Mass für Mass“ schon unter dem Begriff „problem play“. Kein Problem allerdings für den deutschen, in Zürich bestens eingeführten Theatermann („Hamlet“, „Hexenjagd“), im Gegenteil. Wie er jetzt in einer zweistündigen Soiree mass- und lustvoll die Problemzonen blosslegt und dann ankleidet: prima!“ Tages-Anzeiger

„Jan Bosse inszeniert Shakespeares wenig gespielte Komödie „Mass für Mass“ auf der Pfauenbühne. Und trifft den shakespeareschen Ton wunderbar.“ sda

„„Mass für Mass“ am Schauspielhaus Zürich tänzelt und tändelt auf dem Grat von derber Komödie und Reflexion über Macht und Korruption: erschreckend aktuell.“ Luzerner Zeitung

„In Zürich zeigt Jan Bosse mit Shakespeare, was passiert, wenn die empörungsbereiten Tugendwächter tatsächlich für Sitten und Anstand sorgen dürften“ Südkurier

„Der deutsche Regisseur Jan Bosse – sein „Hamlet“ in Zürich (2007) und sein „Orfeo“ in Basel (2008) sind noch in lebhafter Erinnerung – erliegt nicht der Versuchung, dem Stück eine wohlfeile, wenn auch naheliegende Aktualisierung zu verpassen. Und schafft es dennoch, den ätzenden Witz und die schillernde Doppelbödigkeit des Elisabethaners (das Stück entstand zwar erst nach dem Tod der Regentin) einzufangen – kurz: was da auf der Bühne temporeich abgeht, scheint bei allen sprachlichen, optischen, akustischen und ausstattungsmässigen Schlenkern und Gimmicks den shakespeareschen Geist kongenial einzufangen.“ Schaffhauser Nachrichten

„Bosse versteht, den Rhythmus immer im genau richtigen Moment zu wechseln, und lässt die zwei pausenlosen Stunden so auf dem Grat zwischen Komödie und Tragödie balancieren. Wie aktuell die Fragen sind, drängt sich ganz unaufdringlich durch die Komödienmechanik.“ St. Galler Tagblatt

„Böse ironisch und raffiniert perspektivenreich ist der Abend, der nach der Übersetzung von Jens Roselt mit einer eigenen Textfassung aufwartet. Und er beschert sehr viel schwarzen Humor und auch unbelasteten Spass. Die Welt als dichtes Labyrinth: Diese Botschaft entsendet bereits Moritz Müllers auf der Drehbühne mit seinen Wänden, Stangen und Leitern, wobei der Einsatz von Spiegeln für zusätzliche Wahrnehmungsirritationen sorgt. Indem Kathrin Plath Männer Röcke tragen lässt, unterläuft sie kostümbildnerische Geschlechterstereotypien auf spezielle Weise – just bei einem Stück, zu dessen Entstehungszeit auch Frauenrollen von Männern gespielt wurden.“ Vorarlberger Nachrichten

„Beim haushohen Halbrund mit den Gerüsten, den Klappen und Schiebetüren (Moritz Müller) standen sicher Pieter Bruegels „Grosser Turmbau zu Babel“ und M. C. Eschers Treppenrätsel „Relativität“ Pate. Das Ding dreht sich, die Perspektiven changieren immerzu wie die Wahrnehmungen und Wahrheiten im Leben: Nichts scheint festzustehen. Buchstäblich. Nicht mal die Geschlechter.“ Zürcher Oberländer

„Wie das vermeintliche Dummchen aus dem Kloster (Lena Schwarz) erst naiv, dann kalkulierend kühn triumphiert, wie kleinwurmig dümmlich Angelo (Daniel Strässer) danach dasteht, mag Wunschdenken sein, doch jongliert sich Bosse so hochvirtuos über alle #MeToo-Abgründe hinweg. Begeisterte Zustimmung rundum.“ NZZ am Sonntag

„Passend zur Komplexität und Vielschichtigkeit des Stücks – das Leitungsteam spricht von „Multiperspektive“ – hat Moritz Müller ein prächtig verwirrendes Labyrinth mit Schneisen, Schlitzen und Wänden auf die Drehbühne gestellt, was, in Kombination mit Projektionen, überraschende Durch- und Einblicke schafft. Schillernd und mehrdeutig sind auch die Figuren gezeichnet. Neben den bereits Genannten müssen ebenfalls die umwerfenden sprachlichen Kapriolen von Klaus Brömmelmeier, die schlaksige Schnoddrigkeit von Robert Rožić und die gekonnt genuschelten Suaden von Milian Zerzawy erwähnt werden. Ein famoses, spielfreudiges Ensemble, von Kathrin Plath mit trashig schrillen Kostümen und haarsträubenden Frisuren ausgestattet, die die Gendergrenzen wirkungsvoll aushebeln.“ sda

„Daniel Sträßers Angelo sieht in dieser Zürcher Inszenierung von Shakespeares Komödie „Mass für Mass“ wie ein leicht gestörter Engel aus, wenn er an seiner blonden Perücke nestelt. Aber er ist ein kalter, harter Hund. Der Puritaner lässt die Bordelle schliessen, Richter Gnadenlos verurteilt Claudio zum Tode, nur weil der verliebte Jüngling in lila Stutzerhosen seiner Verlobten zu früh zu nahe kam. Dabei wird auch Angelo den eigenen Normen keineswegs gerecht: Für eine Liebesnacht mit der schönen Isabella würde er ihren Bruder Claudio begnadigen. Lena Schwarz spielt die keusche Novizin aber nicht als Bittstellerin oder gar Opfer, sondern als noch in ihren routinierten Demutsposen selbstbewusste Frau.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung

„Gleichfalls sehr sehenswert ist Hans Kremers Herzog. Der übergab, erschöpft von der eigenen Milde, Angelo die Stellvertretung und verfolgt dessen Missetaten verkleidet. Dass in der herzöglichen Güte auch ein gut Teil patriarchales Gönnertum und latente Gewalt lauert, schimmert am Pfauen immer wieder durch – und Kremers Augen sind für diese Rolle irgendwie noch durchdringender geworden, die Unfassbarkeit der Figur noch anschaulicher.“ Der Landbote

„Trotz so vieler hehrer Gedanken um Macht und Machtmissbrauch, um Liebe, Sex und Ideale kommt auch in Zürich die Komik nicht zu kurz. Dafür sorgen Klaus Brömmelmeier als sich ständig versprechender Henker Elbow, Robert Rožić als wunderbar bodenständiger Freund Lucio und Milian Zerzawy als heiser-heiterer Zuhälter Pompey, die in der Übersetzung von Jens Roselt solange Nonsens quatschen, bis am Schluss der Wortverdreherei die sinnlos-dringende Frage im Raum steht „Wie sollen wir denn jetzt die Küche kacheln?“.“ Nachtkritik.de

Mit Hans Kremer, Daniel Sträßer, Lena Schwarz, Lisa-Katrina Mayer, Robert Rožić, Benito Bause, Klaus Brömmelmeier, Milian Zerzawy
Regie
Jan Bosse
Bühne
Moritz Müller
Kostüme
Kathrin Plath
Musik
Arno Kraehahn
Licht
Markus Keusch
Dramaturgie
Gabriella Bußacker
Regieassistenz
Maximilian Enderle
Bühnenbildassistenz
Marie Hartung
Kostümassistenz
Liv Senn
Prompter
Katja Weppler
Inspizienz
Aleksandar Sascha Dinevski
Regiehospitanz
Felicia Fuchser
Bühnenbildhospitanz
Anna Ramseier
Dramaturgiehospitanz
Selma Matter

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