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Räuber

von Schiller

Matchbox/Schiffbau
Premiere am 4. März 2014

Unterschiedlicher können Söhne nicht aufwachsen. Der vom Vater bevorzugte Karl setzt sich über die väterlichen Pläne hinweg und verfolgt eigene Ziele. In den jüngeren Franz wurden erst gar keine Erwartungen gesetzt. Doch seine Stunde ist gekommen, als der Bruder das Haus verlassen hat. Franz erobert sich eine neue Position in der Familie. Mit allen Mitteln versperrt er seinem Bruder den Weg, als dieser in den familiären Schoss und zu seiner Geliebten Amalia zurückkehren will. Karl bricht mit seiner Herkunft und sucht neue Verbündete. Ein Kampf um Macht, Anerkennung, Selbstbestimmung und Liebe entbrennt.

„Das Junge Schauspielhaus in Zürich reduziert Schillers „Räuber“ auf vier Personen, wenige Requisiten und 70 Minuten. Nicht die Sprache – sie bleibt schillersch – aber Rockmusik und Garderobe holen den klassischen Stoff in die Gegenwart. Das Experiment gelingt, dem Destillat bleibt die Essenz erhalten. Grosser Premierenapplaus am Dienstag für Spiel und Regie.“ sda

„Kuschewski schafft klare Bilder für Schillers scharfe Worte über die „Bienensorgen“ des Menschen und seine „Riesenprojekte“, übers „wundersame Wettrennen nach Glückseligkeit“, das alle vergebens laufen.“ Tages-Anzeiger

„Reduziert auf vier Personen und wenige Requisiten rauscht die 70-minütige „Räuber“-Aufführung nur so vorüber. Obgleich sie sich an Zuschauer ab 15 Jahren richtet, sollten sie auch ältere nicht missen. Sie werden erfahren, wie fesselnd eine Inszenierung ist, die in der Gegenwart gelandet ist, ohne dass sie dies laut verkünden müsste.“ Aargauer Zeitung

„Die Handlung ist in den 70 Minuten zur Genüge verständlich, was in dieser formal reduzierten Form als unbedingter Gewinn hinzukommt, ist die Möglichkeit, die Persönlichkeiten und Gemütslagen der vier auftretenden Figuren klar herauszuarbeiten: Der Schleimer Franz (Florian Steiner), der Trötzler Karl (Brencis Udris), das Fähnchen im Wind Amalia (Anna-Katharina Müller) und der Aufwiegler Spielgelberg (Fabian Müller, stark!).“ P.S.

„Spiegelberg, Karl, Amalia und Franz wenden sich frontal zum Publikum – mit rasiermesserscharf herausgestanzten Sätzen, die sofort Charaktere, Befindlichkeiten und Abgründe erhellen. Solches wirkt, zumal in den ersten Minuten der Aufführung, wie ein Schock, da gelingt, was vorgängig fast unvorstellbar erschien: Schillers Mehrakter auf die wesentlichen Figuren und Kernaussagen zu konzentrieren – ohne Verluste. Der Konflikt zwischen Verstand und Gefühl, das Verhältnis von Gesetz und Freiheit – alles ist da und verblüffend aktuell.“ Aargauer Zeitung

„Zu einem klugen Schachzug werden die letzten paar Minuten, in denen Daniel Kuschewski wie in einem Epilog die noch immer in vollen Bewusstsein befindlichen Aussagen auf jeweils andere Schauspielende verteilt und damit die Problematik statt als quasi-Stigma den einzelnen Figuren zuzuschreiben, weit öffnet und verallgemeinert. Diese Regieidee erfüllt merklich die Funktion, den Ball ins Publikum zu spielen, weil es damit eingeladen ist, sich über die eigene Rolle im familiären, kollegialen oder schulischen Umfeld Gedanken zu machen.“ P.S.

„Der 37-jährige Regisseur, der uns seinerzeit mit „Du, du & ich“ und „Nordost“ den Gleichmut geraubt hatte, reduziert das Sturm-und-Drang-Drama aufs gut konsumierbare Maximum, macht es zugänglich fürs Zielpublikum, die Jugendlichen, für die „Home Sweet Home“ längst abgewirtschaftet hat – wie das Bühnenbild Thomas Unthans ausbuchstabiert.“ Tages-Anzeiger

„... zieht Florian Steiner viele Register und macht aus Franz einen Bösewicht, der einerseits seinen Charme und sein kindliches Lächeln gezielt einsetzt, andererseits seinen Vater unter Druck setzt. Dieser Vater ist nur akustisch anwesend: im schweren Atem eines Todkranken, der plötzlich versiegt. Das überzeugt.“ Die Südostschweiz

„Aufgereiht wie Orgelpfeifen stehen sie da nebeneinander, die jungen Leute mit den grossen Hoffnungen und den grossen Kränkungen: in grau glänzenden Anzügen die Grafensöhne – Karl, der Erstgeborene, Augapfel des Grafen und seine bitterste Enttäuschung (ein starker Brencis Udris), und Franz, der stets Zukurzgekommene, der sich mit Tücke verschafft, was ihm das Schicksal scheinbar verwehren will (Florian Steiner, der Star des Abends); dann im blau glänzenden Party-Outfit die edle Amalia, angebetet von beiden, aber Karl treu bis in den Tod (Anna-Katharina Müller); und in dramatischem Schwarz Räuberkumpan Spiegelberg (Fabian Müller). Am Ende freilich glänzt nichts mehr, ostentativ rinnt das Theaterblut an Franz und Amalia herab.“ Tages-Anzeiger

„Durch diese unmittelbare und ganz schön bedrohliche Nähe der zwei bärtigen Gesellen zum Publikum macht der Regisseur die extrem verringerte Zahl der Räuber einigermassen wett. Eine listige Lösung hat er auch für die Figur des Vaters gefunden, ist dieser doch jeweils bloss durch ein (zunehmend schweres) Schnaufen ab Tonband präsent.“ NZZ

„Am Schluss kommt Karl aus den Wäldern zurück, wo er mit dem wilden Spiegelberg (Fabian Müller), der Freiheit verpflichtet, als Räuber gelebt hat. Nun schäumt seine Wut, fliessen seine Tränen und spritzt das Blut. Der Wald übrigens ist das Publikum. Wer sich nicht in die hinteren Reihen setzt, ist in diesen Passagen gezwungen, Körper und Kopf nach den beiden Schauspielern zu drehen. Ein besonderer Regieeinfall, dieses Spiel im Publikumswald.“ sda

Mit Anna-Katharina Müller, Lukas Waldvogel, Florian Steiner, Brencis Udris
Regie
Daniel Kuschewski
Bühne und Kostüm
Thomas Unthan
Musik
Tom Tafel
Licht
Rasmus Stahel
Ton
Matthias Müller
Dramaturgie
Petra Fischer
Theaterpädagogik
Manuela Runge, Katrin Sauter

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