A1 – Ein Stück Schweizer Strasse
Pfauen
Premiere am 28. Mai 2015 Unterstützt vom ACS und der Stiftung BMU
Die A1, früher N1, prägt die Schweiz von Nordosten nach Südwesten, von St. Margrethen bis Genf. Als man die Autobahn in den Fünfzigerjahren plante, stand sie für den Fortschritt, für den Anschluss an das Europa der Touristen, für den Transit von Gütern und für die „Gute Form“ der Schweizer Ingenieurskunst. Heute fliegen die meisten in die Ferien. Wer im Sommer die A1 abfährt, erhält eine Ahnung vom Ende. Neben dem Autofenster zieht eine zersiedelte Schweiz vorbei, vor der Frontscheibe staut sich der Blechwurm. Und doch ist die Autobahn das Bauwerk, das die Schweiz verbindet. Schönere Toilettenbauten gibt es eh nirgends.
Das Theaterprojekt „A1 – Ein Stück Schweizer Strasse“ sucht in der Geschichte der Autobahn nach den Spuren in die Gegenwart. Gibt es ein Leben nach der Supermobilität? Mike und Tobi Müller haben mit fast 50 Personen gesprochen – Fahrern, Grenzwächtern, Staatsangestellten, Truckern und Wissenschaftlern. Die Recherche kehrt auf der Bühne im Video wieder. Fast jeder Satz wurde vermutlich so gesagt. Aber mit Sicherheit anders.
„Sie haben viel recherchiert, der Volksschauspieler Mike Müller, sein Bruder, der Kulturjournalist Tobi Müller, und Regisseur Rafael Sanchez. Sie haben Experteninterviews aufgenommen, mit Praktikern auf der Strasse und Theoretikern am Schreibtisch, vom Verkehrshistoriker bis zum Postwachstumsforscher. Sie haben wunderbare Archivaufnahmen aufgestöbert. Sie sind die Strecke der A1 von der Landesgrenze im Osten zur Landesgrenze im Westen selbst abgefahren, im Volvo aus persönlichem Besitz, wie sie ebenfalls darlegen, und haben Bilder und Geschichten eingesammelt – die sie nun in neunzig überaus kurzweilige Bühnenminuten montieren.“ NZZ
„Die A1 ist also in erster Linie eine Inland-Autobahn. Sie erzählt Schweizer Geschichte(n). Darum wohl haben Mike und Tobi Müller – die bekannteste und kreativste Verbrüderung eines Schauspielers mit einem Journalisten, seit es Zürich gibt – kurzerhand die Strasse zum Theaterprojekt erklärt. Nach dem kultigen Zürcher Schulbildungsstück „Elternabend“ und dem kabarettreifen „Truppenbesuch“ beim Militär ist „A1“ ihre dritte Arbeit auf den Schnittkanten von Mentalitätsgeschichte, Comedy und Volkserziehung.“ Basler Zeitung
„Der Abend frisst sich durch die Schweizer Gemütslandschaft wie der rote Autobahn-Faden im Hintergrund durch die Schweizer Landkarte. Mit sanftem wachstumskritischem Grundrauschen steuert er von der Landesgrenze im Osten zur Landesgrenze im Westen. Das hat Witz, es ist effektvoll inszeniert und komödiantisch gespielt. Die drei Darsteller – die Komödien-Urgesteine Mike Müller, Michael Neuenschwander und Markus Scheumann – spielen mit Rollen und Figuren, übernehmen elegant und parodistisch geschmeidig die Positionen der Interviewten.“ SRF 2
„Sie spielen zunächst auf der Vorderbühne vor einer grossen Leinwand. Videosequenzen von der Autobahnfahrt bilden das Rückgrat des eineinhalbstündigen Abends; auf einer gelegentlich eingeblendeten Strassenkarte wird der Verlauf der Route markiert. Dazwischen sieht man Ausschnitte aus den Gesprächen. Mit einem Trick macht Regisseur Rafael Sanchez aus diesem Material einen Bühnenabend: Er lässt die Interviewpartner kurz zu Wort kommen, dann wird ihr Bild auf der Leinwand eingefroren; die Schauspieler führen ihre Aussagen weiter und übernehmen, manchmal etwas überspitzt, auch ihren Dialekt und ihre Sprachgestus. Das funktioniert gut, ist oft amüsant und lenkt nicht von den Aussagen ab.“ Die Südostschweiz
„„A1 – Ein Stück Schweizer Strasse“ ist das dritte Theaterprojekt, das der Schauspieler Mike Müller, sein Bruder, der Kulturjournalist Tobi Müller, und der Regisseur Rafael Sanchez entwickelt haben. Nach „Elternabend“ 2011 und „Truppenbesuch“ 2013 ist die Autobahn A1 von St. Margrethen bis Genf im Fokus des neuen Stücks. In lockerer und mitunter heiterer Form wird über Geschichte und Gegenwart des „grössten, schönsten Bauwerks der Schweiz“ palavert. Dabei haben die drei viel recherchiert, die Strecke tagelang im eigenen Volvo abgefahren, alle Rastplätze besucht, mehrere Experten über die Mobilität und deren Zukunft interviewt und PW- und LKW-Fahrer befragt.“ seniorweb.ch
„90 Minuten dauert die Fahrt des Schauspielertrios quer durch die Schweiz vom Grenzwächter in St. Margrethen bis zu dessen Kollegen in Genf. Die A1: Mike Müller nennt sie zu Beginn „eine zusammenhängende Dorfumfahrung“ und beugt sich mit Michael Neuenschwander und Markus Scheumann über eine topografische Schweizer Karte. Die drei stecken die Köpfe zusammen und zählen eifrig die vielen Dörfer auf, welche die Autobahn zusammenschweisst. Die „zusammenhängende Dorfumfahrung“ ist nicht nur die trefflichste Wortschöpfung des Abends, sie passt auch zu diesem kuriosen Bild der drei Männer über der Karte, die ausschliesslich Natur zeigt, Berge, Seen und Flüsse. Von Zivilisation keine Spur. Mit dieser Szene gelingt es dem Regisseur Rafael Sanchez, die ganze Künstlichkeit der A1 vor Augen zu führen. Sie ist ein toller Streich.“ sda
„Dank einer Karte und einem Relief der Schweiz wird das Publikum informiert, wo gerade parkiert wird. Steinzeit-GPS sozusagen. Wobei die Steinzeit der Autobahn nicht auf den Schrottplatz gehört. Alte Autos, euphorische Politiker oder die Freude, mit Aussicht auf die Autobahn zu wohnen: Dieses Filmmaterial wirkt erheiternd, oft gar als Realsatire.“ Aargauer Zeitung
„Eindrücklich das Schlussbild: ein schwarzer Tunnel oder Korridor, umwölkt von Auspuffgasen, in dem Müller, Neuenschwander und Scheumann langsam verschwinden (Ausstattung: Rafael Sanchez). Noch einmal dreht sich Mike Müller um und schildert als Autoverkäufer das Glück, ein eigenes, selbst bezahltes Auto zu besitzen. Klimawandel hin oder her. Das Premierenpublikum quittierte diesen satirischen Schluss mit starkem Applaus.“ Der Landbote
„Die drei Darsteller – die komödiantischen Urgesteine Mike Müller, Michael Neuenschwander und Markus Scheumann – spielen mit Schauspielerrollen und Figuren, übernehmen elegant und parodistisch geschmeidig die Positionen der Interviewten simultan ab Video, und es ist dann jeweils nicht immer eindeutig, auf wessen Konto der komische Mehrwert nun tatsächlich geht. Das hat Witz, es ist effektvoll inszeniert und gleitet mit sanftem wachstumskritischem Grundrauschen zielsicher Richtung Landesgrenze.“ NZZ
„Neben Mike Müller machen auch die anderen beiden Schauspieler, der Berner Michael Neuenschwander und der Deutsche Markus Scheumann, eine gute, überzeugende Figur.“ Tages-Anzeiger
„Am stärksten sind Mike Müller, Michael Neuenschwander und Markus Scheumann ohnehin auf der komödiantischen Querspange unterwegs. Hier finden sich zahlreiche szenische Rastplätze, hier zelebrieren die Schweizer Neuenschwander und Müller die ost-westliche Lautverschiebung quer durch sämtliche A1-Anrainer-Mundarten, derweil der Deutsche (Scheumann) die topografische Reliefkarte hochhält und, sobald er den Mund aufmacht, so eben noch leidlich geduldet wird.“ Basler Zeitung
„Mit Witz und Ironie repetieren und parodieren Mike Müller und Michael Neuenschwander in Dialektform einzelne Aussagen der Interviewten und entzaubern so das einstige automobile Freiheitsversprechen, derweil Markus Scheumann den besserwissenden, in die Schweiz migrierten Deutschen gibt und als Kontrapunkt den Autobahnen etwas Positives abzugewinnen versucht. Alle drei interpretieren mit komödiantischem Eifer die filmischen Einlagen, kommentieren mit Schalk die regionalen Unterschiede, joggen zu Rockmusik im Kreise und äussern mobilitätskritische Gedanken.“ seniorweb.ch
„Alles in allem, geboten wird eine effektvoll und höchst amüsant inszenierte Fahrt von Landesgrenze zur Landesgrenze mit vielen spannenden, unterhaltsamen und entlarvenden Perspektivenwechseln. Der kurzweilige Abend fand am Premierenabend grossen Beifall.“ seniorweb.ch
„Der leichthändige Abend, der viele interessante, teils auch skurrile, Einblicke gewährt hat, mündet in offene Fragen. Die Leinwand hat sich gehoben und die ratlosen Darsteller verlieren sich im weiten, von effektvoll ausgeleuchtetem Nebel erfüllten Bühnenraum.“ Die Südostschweiz
„Aber auch wenn der Kohäsionsfaktor der Betonstrasse mithin fraglich ist, auch wenn sie heute nicht mehr so ganz diesen Nimbus des futuristischen Parkway in die Ferien hat – an der Autobahn wird sichtbar, was das Land bewegt. Das zeigt dieser Abend aufs Unterhaltsamste.“ NZZ
„Das Premierenpublikum spendete am Ende viel Applaus.“ Neue Luzerner Zeitung
- Regie und Ausstattung
- Rafael Sanchez
- Mitarbeit Dramaturgie
- Gwendolyne Melchinger
- Video
- Christoph Menzi
- Musik
- Tobi Müller
- Texttranskritption
- Selina Wälti
- Licht
- Rainer Küng
- Regieassistenz
- Hans-Christian Hasselmann
- Souffleuse
- Gabriele Seifert
- Inspizienz
- Aleksandar Sascha Dinevski
- Kostüm- und Bühnenmitarbeit
- Marie-Luce Theis
- Dramaturgie
- Tobi Müller
- Kamera / Ton Interviews
- Yves de Pra, Christina Welter, Savino Caruso