Schweizer Schönheit
Pfauen
Premiere am 20. Februar 2015
Mit der Ruhe in dem beschaulichen, idyllischen Städtchen Wohlstadt ist es erst einmal vorbei. Was ist mit Balz Häfeli, dem dreifachen Familienvater und angesehenen Bürger von Wohlstadt, auf einmal los? Was ist mit ihm passiert? Die Gemeinde ist entsetzt, die Bürger sind besorgt und der Bürgermeister ist in Alarmbereitschaft. Die Antwort hat nur Balz. Aber er will nicht. Will nichts sagen, noch kümmert’s ihn sonderlich, was die anderen kümmert. Begonnen hat es an seinem 50. Geburtstag, oder, genauer gesagt, in der anschliessenden Nacht.
Nach diesem unglückseligen Festtag – an dem ihn sein jüngster Sohn Fredi bei einer intimen Angelegenheit ertappte, sein neuer Nachbar ihm erzählte, dass nicht er, sondern selbiger den lang ersehnten Abteilungsleiterposten bekommen hat, und sich ihm obendrein der Verdacht nahelegte, dass seine notorisch untreue Ehefrau nicht einmal vor seinem Vater, ihrem Schwiegervater, Halt gemacht hat – setzt Balz einen Schlussstrich unter sein altes Leben und steigt aus. Er packt seine sieben Sachen und zieht in den Gartenschuppen. Er geht nicht mehr zur Arbeit verweigert die Teilnahme am Familienleben und macht nur noch das, wozu er gerade Lust hat. Als er schliesslich beginnt, in seinem Schuppen Muezzingesänge zu üben, wird er wegen Ruhestörung vorübergehend in polizeilichen Gewahrsam genommen. Sein Vater, der Bürgermeister von Wohlstadt, und sein Freund Klaus versuchen, ihn zur Vernunft zu bringen, auch eine Psychologin wird beigezogen. Aber Balz geht auf keine Forderungen ein. Seine Frau Rosa hingegen findet neuen Gefallen an ihm, auch die beiden jüngeren Kinder, Vanessa und Fredi, kommen ihrem Vater wieder näher, während sich draussen der Mob, angeführt von Max Brenner, dem Nachbar, gegen Balz zusammenschliesst. Ausserdem ist da noch Lieselotte, Brenners Frau, die sich am liebsten Balz anschliessen würde. Urs, der älteste Sohn, kann das Verhalten seines Vaters nicht ertragen, seine Verlobte aber will Balz helfen. Sie startet einen Blog, auf dem Balz ein Königreich ins Leben ruft, bei dessen Beitritt man seine Schweizer Nationalität aufgeben muss. Dieses erfährt raschen Zulauf; das entfacht den Zorn der Wohlstädter nur noch mehr. Balz, der Störenfried, muss weg …
Dani Levy hat eine bitterböse, fundamentalistische Komödie geschrieben, bei der er auch selbst Regie führt. Sie erzählt vom Ausbruch eines kleinen Mannes, der vom angepassten Durchschnittsbürger zum erklärten Feind und Störenfried wird, bis es zum grossen Eklat kommt.
„Perfekt, dieser Anfang: Screwball-Comedy besten Stils. Jede Requisite ein Volltreffer, von Balz' trauriger „Grillkönig“-Schürze über Klaus' Flachmann, den ihm Balz, verzweifelt, aus der Brusttasche zieht. Der Dialog regt das Zwerchfell an, um ihm handkehrum derbe Hiebe zu versetzen. Ja: Die gehobene Biederkeit der an sexuellem Notstand leidenden Mittelschicht aus dem fiktiven Schweizer Ort Wohlstadt poliert Levy auf Hochglanz.“ NZZ
„Es wurde gejohlt und gelacht an der Premiere, denn Levys „fundamentalistische Komödie“ über die helvetische Enge und das Leben im goldenen Käfig der Mittelschicht, die er auch als „political comedy“ betrachtet, kennt durchaus die klassischen Kniffe der Komik: die Zimmerschlacht, die hier vor allem eine Gartenschlacht ist; die flotte Replik; das Überkreuz-Geflirte; die Beziehungskrise; das Generationengefecht.“ Tages-Anzeiger
„Es gibt viel zu lachen an diesem Abend im Zürcher Schauspielhaus. Das Setting ist mit Vogelgezwitscher und viel Dekorationsaufwand naturalistisch wie im Fernsehspiel. Dani Levys Stärke ist, dass er diesen Naturalismus überdreht, so dass er ins Absurde kippt oder vielmehr sanft hinübergleitet. Er treibt die Witze auf die Spitze. Das hat Klasse.“ SRF 2
„Im und vor dem zweistöckigen Doppelhaus, das Henrike Engel auf die Pfauenbühne gestellt hat, agiert ein stimmig besetztes, ausgewogenes Ensemble. Michael Neuenschwander spielt Balz bodenständig unaufgeregt, aber mit vielen Facetten. Miriam Maertens ist seine frustrierte Gattin. Susanne-Marie Wrage gibt Lilo viele Töne zwischen Ironie und Bitterkeit. Star des Abends ist Joshua Maertens als Häfelis 13-jähriger Sohn Fredi. Der Junge, der zum ersten Mal auf der Bühne steht, spielt Fredis pubertäre Nöte und die komplizierte Beziehung zum Vater frisch und glaubhaft. Auch wie der Sohn dem Vater stolz sein erstes Sperma zeigt, das gelingt ihm ohne jede Peinlichkeit, dafür sehr anrührend. Das Premierenpublikum jubelte.“ Neue Luzerner Zeitung
„Levy hat die Geschichte leichthändig skizziert und leichthändig auf die Bühne gebracht.“ Zürichsee-Zeitung
„Da ist wirklich ein erstklassiges Ensemble zusammengewachsen am Schauspielhaus, das seinesgleichen sucht in der Schweiz.“ SRF 2
„Die Figur des Aussteigers und Nonkonformisten mag klischeegefährdet sein. Aber Levy, der sich für „Schweizer Schönheit“ hat frei inspirieren lassen von Motiven aus dem mit Oscars gekrönten Film „American Beauty“, belebt die Geschichte mit viel Ironie, zeitdiagnostischem und situationskomischem Witz.“ Vorarlberger Nachrichten
- Regie
- Dani Levy
- Bühne
- Henrike Engel
- Kostüme
- Sabine Thoss
- Licht
- Markus Keusch
- Video
- Andi A. Müller
- Musik
- Jojo Büld
- Dramaturgie
- Gwendolyne Melchinger
- Regieassistenz
- Sonja Streifinger
- Bühnenbildassistenz
- Marie-Luce Theis
- Souffleur
- János Stefan Buchwardt
- Inspizienz
- Dagmar Renfer
- Kostümassistenz
- Selina Tholl
- Regiehospitanz
- Benjamin Goldschmidt
- Kostümhospitanz
- Jana Zürcher