Das Leben der Bohème
Schiffbau/Box
Premiere am 2. November 2013
Unterstützt von der Gesellschaft der Freunde des Schauspielhauses
Paris im 20. Jahrhundert: Der Dichter Marcel, der Maler Rodolfo und der Komponist Schaunard erweisen sich im Kampf gegen Hunger, Kälte und Einsamkeit als gutes Team und Überlebenskünstler, auch wenn sie in Paris keine paar Schritte gehen können, ohne auf Gläubiger zu stossen. Inspiriert von Henri Murgers Roman „Scènes de la vie de bohème“ ist dem finnischen Filmregisseur Aki Kaurismäki eine melancholische und berührende Künstler- und Zeitstudie gelungen. Die Regisseurin Corinna von Rad hat am Schauspielhaus zuletzt das Familienstücks „Zwerg Nase“ inszeniert.
„In den Filmen von Kaurismäki, so hat es der gerade gestorbene Regisseur Dimiter Gotscheff einmal formuliert, könne man jeweils ganz neu „das Alphabet des Lebens lernen: das Essen, die Sehnsucht, die Liebe“. Im Schiffbau des Zürcher Schauspielhauses ist nun eine Theaterversion des 1992 entstandenen Kaurismäki-Films „Das Leben der Bohème“ zu bestaunen, in der dieses Alphabet geklimpert und geschrummt, gejauchzt und gesungen wird. Die Regisseurin Corinna von Rad, die in ihren Inszenierungen häufig Mittel aus Sprech- und Musiktheater zu einer schön unverschämten Hybridkunst kombiniert, hat das ohnehin extrem wortkarge Filmdrehbuch noch einmal stark zusammengestrichen und lässt durch Slapstick, Tanz und traurige Lieder sagen, was ihren Helden auf der Seele brennt.“ Spiegel online
„Es weht vorüber, wird ein Lied und ist schon verhallt. „Das Leben der Bohème“, von der deutschen Regisseurin Corinna von Rad in der Box des Zürcher Schiffbaus inszeniert, ist ein flüchtiger, leise ironischer Theaterzauber, ein Spiel um Künstlerleben, Männerfreundschaft und Liebe.“ Aargauer Zeitung
„In Corinna von Rads Regie wird „Das Leben der Bohème“ zum vergnüglichen Musiktheater. Seine „Bohèmes“, schrieb Henri Murger 1848 im Vorwort zu den „Scènes de la vie de Bohème“, hätten gar nichts zu tun mit den gleich bezeichneten Gaunern und Mördern aus dem Boulevardtheater. Die Räuberpistolen waren für ihn die Folie, von der er seinen Roman abhob. Fünfzig Jahre später liess Giacomo Puccini den Stoff mit Verismo-Zuckerguss wieder dahinschmelzen. Die Oper „La Bohème“ wurde ihrerseits zur Folie, vor der Aki Kaurismäki 1992 seinen Film drehte, gleichsam um Murger zu rehabilitieren. Kaurismäkis „Vie de Bohème“ ist seither zum Klassiker geworden, auch die Bühnen haben sich des Filmstoffs angenommen. Corinna von Rad spielt mit diesen Vorlagen. Sie zitiert sie, kompiliert, „remixes“ und findet dabei einen ganz und gar eigenen Weg, die Geschichte noch einmal neu und mit Schwung und Witz zu erzählen.“ NZZ
„In dieser Vorstellung, die am Samstag in der Box im Schiffbau Premiere feierte, ist alles drin, was das Wesen dieser Geschichte ausmacht: die Liebe, der Glaube, die Hoffnung an die Spielform Leben. Was ein Theater für sich ist.“ Der Landbote
„Man möchte, dass diese Leichtigkeit des Seins, in der jeder den anderen trägt, kein Ende nimmt, dass diese Musik immer weiterspielt.“ Zürichsee-Zeitung
„Ein feiner Zauber aus Musik und Ironie.“ Aargauer Zeitung
„Mit viel Sinn für skurrilen Humor und einem still-berührenden Ende hat Corinna von Rad „Das Leben der Bohème“ nach dem Film von Aki Kaurismäki in der Zürcher Schiffbau-Box inszeniert.“ seniorweb.ch
„Sehr komisch ist dies, sehr ironisch, und bezieht seinen Reiz gerade aus dem Ungeglätteten. Seinen Charme, aber auch seine Wahrheit: Denn in dem Mass, in dem die Figuren in Corinna von Rads Regie sich als brüchig erweisen, gewinnen sie an Authentizität. Wobei Brömmelmeiers Rodolfo generell für die stoische Lakonik zuständig ist, Nicolas Rosats Marcel mehr für den selbstvergessenen Genuss, Kienbergers Schaunard für die versponnene Virtuosität. Mit beharrlicher Würde und unerschütterlichem Stilbewusstsein schlagen sie sich durch den Lebenskünstleralltag. Bühnenbildner Piero Vinciguerra hat dafür einen abschüssigen Plankenboden gebaut, sehr treffend kann er beides sein: profaner Holzboden und grosse Bühne für die Kunst, eine schiefe Ebene mit Bartheke, bald Künstlermansarde, bald Uferquai. Ein sehr schlüssiger Raum für diese Inszenierung, die ihrerseits mit prägnanten Bildern bezaubert.“ NZZ
„Skurril, komisch und tragisch ist dieser Abend. Und das Bühnenbild mit dem schrägen Bretterboden ist ein Glücksfall.“ SRF 1
„All dies ist unterlegt und umsponnen mit fantastisch-variationsreicher Musik: Daniel Sailer und Peter Conradin Zumthor intonieren sie unter der Leitung des grossartigen Jürg Kienberger singend und auf mehreren Instrumenten. Fetzige Rhythmen, französisches Chanson, selbst Andenklänge und eine herrliche Opernparodie schaffen atmosphärische Dichte. Bestens besetzt auch die Schauspieler: Jürg Kienberger selbst als kauziger Musiker Schaunard, Nicolas Rosat als schriftstellernder Marcel; der hier aus Albanien stammende Rodolfo von Klaus Brömmelmeier sowie Vreni Urech als üppig-temperamentvolle Kellnerin, Dagna Litzenberger Vinet als liebenswürdige Mimi und Horst Hoser als Blancheron. Sie alle setzen mit ausgefeilter Spielfreude die vielen szenischen Details um, die der Regisseurin eingefallen sind. So bedankte sich denn das Publikum mit warmem Applaus für einen gelungenen, heiter-poetisch-tiefgründigen Bilderbogen aus der Welt der Bohème.“ Schaffhauser Nachrichten
„Klaus Brömmelmeier als Rodolfo, Nicolas Rosat als Marcel und Jürg Kienberger als Schaunard spielen mit leichthändigem Humor mit unverkrampft spröder Distanz zum Sentiment. Dagna Litzenberger Vinet setzt als Mimi im roten Kleid (Kostüme: Sabine Blickenstorfer) einen frischen Farbtupfer und durchbricht mit langgliedriger Beweglichkeit die Melancholie der gescheiterten Gestalten, ehe sie zur Schwermut wird. Es ist ein zauberhafter Abend.“ Aargauer Zeitung
- Regie
- Corinna von Rad
- Bühne
- Piero Vinciguerra
- Kostüme
- Sabine Blickenstorfer
- Licht
- Markus Keusch
- Dramaturgie
- Gwendolyne Melchinger
- Regieassistenz
- Kateryna Sokolova
- Bühnenbildassistenz
- Stefanie Muther
- Kostümassistenz
- Noelle Brühwiler
- Souffleuse
- Rita von Horváth
- Inspizienz
- Ralf Fuhrmann
- Regiehospitanz
- Deborah Feusi
- Musikalische Leitung
- Jürg Kienberger